Die Wohnung der dänischen Designerin Line Nevers Krabbenhøft ist voller Designklassiker und Detailliebe unter hohe Decken. Ein Besuch in Kopenhagen.
Im Herzen von Frederikberg, westlich von Kopenhagen gelegen, befindet sich die charmante Altbauwohnung von Designerin Line Nevers Krabbenhøft in einer eindrucksvollen Villa aus dem Jahr 1883. Bereits beim Betreten des liebevoll eingerichteten Zuhauses, bleibt der Blick an charakteristischen Designerleuchten, persönlichen Souvenirs sowie herrschaftlichen Altbauelementen hängen. Mit viel Liebe zum Detail hat die Familie einen Ort zum Wohlfühlen geschaffen, in dem ausgiebig gearbeitet, gespielt und entspannt werden kann.
Gebaut wurde die Villa in einer Zeit, als Frederiksberg noch auf dem Land lag und nicht zu Kopenhagen zählte – die Villa wurde damals von einem Fischhändler errichtet, was die maritime Dekoration aus Muscheln und Fischen über der Eingangstür erklärt: es ist das erste Highlight, dass die Gäste bereits beim Betreten des Zuhauses der 54-jährigen Line begrüßt.
Angekommen in der liebevoll gestalteten Wohnung wandert der Blick weiter, bleibt an charakteristischen Designerleuchten, persönlichen Souvenirs sowie herrschaftlichen Altbauelementen hängen und verfängt sich im Zusammenspiel aus massiven und weichen Texturen – die Wohnung der Frederiksberg-Villa überrascht trotz der eher zurückhaltenden Inneneinrichtung mit einer Fülle an außergewöhnlichen Details, welche sie so besonders, aber auch gleichzeitig so einladend und gemütlich macht.
Line sortiert nur selten Möbel oder Kunstwerke aus, denn jedes einzelne Stück erzählt eine persönliche Geschichte aus einer bestimmten Zeit ihres Lebens, ist mit wertvollen Erinnerungen verbunden oder nimmt mit auf Reisen zu den fernen Orten, die die Familie auf der ganzen Welt besucht hat. „Ich versuche, mich nur mit dem Nötigsten zu umgeben und habe besondere Stücke, die mich bereits seit mehr als 30 Jahren begleiten. Das Beste für das Auge, den Geldbeutel und die Umwelt ist es doch, etwas zu kaufen, an dem man sich nicht satt sehen kann. Solche Objekte müssen nicht einmal immer teuer sein, wie zum Beispiel meine 24 Jahre alten Ikea-Bücherregale, deren zeitloses, schlichtes Design ich nach wie vor sehr liebe,“ erklärt Line.
„Ich liebe meine Ikea-Bücherregale!“
Mit einer Weberin und Textildesignerin als Mutter, liegt Line Nevers Krabbenhøft, Head of Design beim dänischen Label Sofacompany, die Leidenschaft für Interior, Kunst und Design geradezu im Blut – was sich auch in der eindrucksvollen Wohnung der Kopenhagerin widerspiegelt: „Wenn ich neue Möbel entwerfe oder mein Designteam instruiere, lasse ich mich fast immer von der Natur, Architektur oder Mode inspirieren – sowohl in Bezug auf Formen und Farben, als auch Oberflächen. Dominieren in der Modeindustrie leuchtende Farbnuancen, werden einige davon zwangsläufig auch in die Möbelindustrie überschwappen. Im Moment bin ich großer Fan von leuchtenden Grün- und Kobaltblautönen im Interior.“
Satte Farben und zurückhaltende Eleganz
Vor 15 Jahren entschließt die Familie, von Fünen nach Kopenhagen zu ziehen. Sobald der Kaufvertrag unterschrieben ist, beginnt die aufwändige Renovierung der rund 200 Quadratmeter großen Altbauwohnung. Mit viel Liebe zum Detail kreiert die Familie einen Rückzugsort, in welchem ausgiebig gearbeitet, gespielt und entspannt werden kann. Line Nevers Krabbenhøfts Vorliebe für dunkle, satte Farben und eine zurückhaltende Eleganz bildet bei der Inneneinrichtung den roten Faden, welcher für die notwendige Ruhe und Wärme sorgt.
Das Arbeitszimmer wird zum kreativen Lieblingsplatz
Design ist für Line eine Lebenseinstellung – sie wuchs in einer kreativen Familie auf, in der Arbeit und Freizeit oft miteinander verschmolzen. In ihrer Wohnung in Frederiksberg hat Line ein Zimmer als großzügiges Büro eingerichtet, in dem viele ihrer Ideen entstehen. Der Vintage-Schreibtisch wurde aufgearbeitet und mehrfach schwarz lackiert. Im Büro hat Line Platz für ein gemütliches Daybed geschaffen. Es dient sowohl als Sitzgelegenheit als auch als Gästebett. Der graue Stoffbezug bildet einen schönen Kontrast zu der braun gestrichenen Wand.
Die Wohnküche ist das Herz der Wohnung
Das Herzstück der Kopenhagener Wohnung ist eine großzügig und offen gestaltete Wohnküche, in welcher sich der Großteil des Familienalltags abspielt. Der große Gasherd und die zahlreichen Küchenaccessoires aus Stahl ergänzen harmonisch die dunkel gebeizten Massivholz-Küchenfronten und lassen jeden Besucher wissen: Diese Familie liebt es zu kochen! Um den Esstisch stehen Stühle von Arne Jacobsen sowie Mogens Koch und über dem Tisch schwebt die Leuchte Globe von Verner Panton, an welcher sich Line jeden Tag aufs Neue erfreut – für sie sind besondere Leuchten wie schmückende Juwelen, die eine Wohnung erst vervollständigen.
Skulpturale Designleuchten für das gewisse Extra
„Für mich ist eine Leuchte niemals nur eine Lichtquelle, sondern vielmehr eine Skulptur, ein Design- oder sogar Kunstobjekt“, sagt Line. „Ein langweiliger Raum kann allein durch den Einsatz einer außergewöhnlichen Leuchte besonders werden. Bei uns habe ich auf eine Mischung aus neuen und gebrauchten Leuchten gesetzt, z.B. eine Architektenleuchte von Louis Poulsen, eine Deckenleuchte von Petite Friture, eine gebrauchte PH-Snowball im Flur, Bestlite im Schlafzimmer und Flos Arco, Gubi Cobra und Kartell im Wohnzimmer – eine spannende Mischung aus dänischen, italienischen, schwedischen und französischen Designklassikern. Die Kohärenz besteht darin, dass es sich um klassische, langlebige Entwürfe handelt. Ich liebe dieses Spiel aus Licht, Design, Formen und Texturen.“
Gemütlichkeit in seiner schönsten Form: das Wohnzimmer
Im gemütlichen Wohnzimmer fungieren die beiden, sich gegenüberstehenden, rostbraunen Sofas als Blickfänge und laden Gäste zum Verweilen und zu geselligen Stunden ein. Erst kürzlich sind die beiden Paula Sofas von Sofacompany eingezogen, die Line selbst entworfen hat. Die Sofas sind mit einem rostfarbenen Stoff mit weicher Struktur bezogen. Sie ergänzen harmonisch den alten Kilim-Teppich, den Line vor vielen Jahren erworben hat. Über den Sofas schwebt der Leuchtenschirm der Stehleuchte Arco von Floss. Auf die Sofas ist sie besonders stolz, denn das stilvolle Design wurde mit mehreren Preisen wie dem Red Dot Design Award und German Design Award ausgezeichnet. Nach einem anstrengenden Tag zieht sich die Interiordesignerin hier zurück und entspannt beim Lesen eines ihrer vielen Lieblingsbücher – oder entwirft in Gedanken bereits das nächste, preisverdächtige Polstermöbel.
Lines Tipp für hübsche Bücherregale im Wohnzimmer:
„Bei der Dekoration eines Zuhauses rate ich immer dazu, für Ausgewogenheit und Persönlichkeit zu sorgen, indem man Bücher, Zeitschriften und Gegenstände kombiniert, die einem etwas bedeuten und Freude machen. Ästhetisch finde ich es sehr schön, wenn Bücher sowohl aufrechtstehend als auch liegend in Szene gesetzt werden – und dabei auch darauf geachtet wird, nicht alle Fächer des Regals zu füllen. Zusätzlich lassen sich die Bücher wunderbar mit kleinen Sammelstücken aus Holz, Keramik oder geflochtenen Materialien kombinieren, diese Zusammenstellung aus großen und kleinen Objekten sowie verschiedenen Materialien sorgt für die nötige Abwechslung, Persönlichkeit und Spannung im Wohnzimmer.“
Kopenhagener Träume im Schlafzimmer
Das Schlafzimmer ist – wie auch die restlichen Räume der gemütlichen Wohnung – in sanften Braun- und Grautönen gehalten. An beiden Seiten des Bett-Kopfteils sorgen weiße Leuchten von Bestlite für eine gemütliche Beleuchtung des Zimmers. „Bei einer gelungenen Inneneinrichtung kommt es auf Harmonie, Kontraste und Persönlichkeit an. Spannend wird es, wenn warme und kalte Materialien, neue und alte Funde, runde und eckige Formen, einzigartige und kommerzielle Möbelstücke miteinander kombiniert werden. Wichtig ist aber auch, dass man sich nur mit Dingen umgibt, die uns glücklich machen. Man sollte also nicht zu viel über einen Stil nachdenken, sondern sich inspirieren lassen und mehr dem Bauchgefühl vertrauen.“
Individuell ausgewählte Kunstwerke verleihen einem Raum Persönlichkeit
Lines Tipp, wie man seiner Wohnung seine ganz besondere Handschrift verleiht: „In erster Linie bin ich der Meinung, dass jedes Kunstwerk oder Poster im Laufe der Zeit sorgfältig ausgewählt und nicht auf einmal, wie eine Art Bausatz, gekauft werden sollte. Natürlich ist es wichtig von Anfang an ein grobes Konzept im Kopf zu haben – dann darf die Sammlung aber gerne erst mit der Zeit wachsen. Letztendlich müssen die einzelnen Werke ein Gesamtbild ergeben, dies kann durch ähnliche Farben, Formen, Materialien, Rahmungen oder Stile geschehen. Das Schöne an Kunst ist aber auch, dass man diese von Zeit zu Zeit problemlos austauschen kann und so ein völlig neues Raumgefühl entsteht – neulich habe ich zum Beispiel die Bilder zwischen dem Büro und dem Wohnzimmer ausgetauscht.“
Fotos: SOFACOMPANY.COM; Peter Kragballe
