Spätsommer in Schweden: „Kräftskiva“, das große Krebsessen

„Kräftskiva“, das Krebsessen, ist ein absolutes Highlight im spätsommerlichen Schweden. Dann werden gleichzeitig die leckeren Meeresfrüchte, das fröhliche Zusammensein und die letzten Sommertage zelebriert. Wir waren dabei…

„Kräfta, kräfta prydd med dill, och en immig sup därtill, bröd och smör och ost och sill och så några supar till…” klingt es über den Tisch und schon sind wir mitten im Geschehen: Das Lied verrät gleich, was einen erwartet, wenn wir zu einer „Kräftskiva“, dem schwedischen Krebsessen, eingeladen sind: Gekochte Krebse mit Dill, dazu Brot, Butter, Käse und Pie und ziemlich viel Schnaps – und Gesang.

Das große Krebsessen ist oft eine große Party

Den Schnaps trinkt man aus kleinen Gläschen, fast immer in Kombination mit lustigen „Snapsvisor“, den Trinkliedern. Allen voran das wohl bekannteste Trinklied, um schwedisch anzustoßen: „Helan går!“, was so viel bedeutet, wie „alles geht rein!“. Aber es geht vor allem um das gemütlich zusammensitzen, mit Freunden, Nachbarn oder der Familie. Manche zelebrieren das Krebsessen wie eine kleine Party: Dann landen nicht nur Krebse auf dem Tisch, sondern es liegen für jeden Gast auch ein kleiner Papierhut und ein Lätzchen bereit, Fähnchen wehen über der Tafel und auf allem prangen unübersehbare Krebsbilder. Moment – ein Lätzchen? Ja, tatsächlich. Denn einen Krebs zu schälen und zu essen ist für Ungeübte gar nicht mal so leicht, auch manche Schweden tun sich damit mitunter etwas schwer, wenn die roten Meerestiere nur einmal im Jahr auf dem Tisch landen.

Damit alle textsicher mitträllern können, gibt es die Liedtexte zum Essen dazu
Krebse mit Knäckebrot und gesalzener Butter sind die Basics einer Kräftskiva
Ob selbst gefischt oder gekauft – die Krebse muss man erstmal mühsam schälen

Für zartbesaitete Menschen kann das Krebsessen aber auch gerne mal etwas verstörend daherkommen, denn das Öffnen der Krebse geht meistens mit sanfter Gewalt und von Hand vonstatten: Man trennt zunächst den Körper vom Kopf. Dann wird das Krebsfleisch aus der recht harten Schale herausgepult. Nicht wundern, selbst aus großen Exemplaren bekommt man meist nur ein kleines Stückchen Krebsfleisch heraus. Und zum Schluss wird aus dem Kopf der Dillsud herausgeschlürft. Ganz schön viel Aufwand, für die kleine Menge an Krebsfleisch, die man essen kann. Weil das meistens auch nicht reicht, um satt zu werden, gibt es eine Menge an Beilagen. Einer der Beilagenklassiker ist der Västerbottensostpaj, das Rezept findest Du gleich hier. Sehr beliebt sind auch kleine, toastähnliche Brote oder Mini-Pies mit frischen (oft selbstgesammelten) Pfifferlingen und Dill obendrauf. Neben Knäckebrot mit gesalzener Butter gibt es zudem meist noch Salate.

Kleine Toasts oder Pies mit selbstgesammelten Pfifferlingen, sind ein Klassiker beim Krebsessen
Am liebsten draußen: Der Spätsommer wird gebührend gefeiert

Übrigens: Die Flüsse und Seen in Schweden sind reich an Süßwasserkrebsen, an der Westküste findet man jede Menge Salzwasserkrebse im Meer. Weil man mittlerweile aber nicht einfach selbst überall seine eigenen Krebse fangen darf, werden in vielen Orten, vor allem in Westschweden, professionelle Kurse angeboten, wie und wo man am besten Krebse fischen kann.

An einigen Orten in Schweden kann man seine Krebse selbst fischen
Süßwasserkrebse und Salzwasserkrebse – geschmacklich sind beide ein Genuss

Der heimische Bestand reicht jedoch nicht aus, um alle Kräftskiva des Landes zu versorgen. Deshalb findet man spätestens ab August in schwedischen Supermärkten eine große Auswahl an importierten Krebsen aus China oder USA. Denn das Krebsessen ist nicht nur kulinarisch ein Highlight in Schweden – es markiert auch das baldige Ende des Sommers und feiert nochmal die letzten warmen Spätsommerstrahlen. Daher feiern die Schweden die Kräftskiva auch am liebsten unter freiem Himmel. Dazu werden die Bäume mit hübschen Lampions geschmückt. In vielen Geschäften findet man rund um die Krebszeit im August und September eine große Auswahl an Partydeko und Accessoires mit Krebsmotiven in allen Varianten und es darf auch mal so richtig bunt werden. Schöner kann man den langen Schwedensommer nicht ausklingen lassen.

Festlich gedeckt! Die Krebsparty kann beginnen, …
… um mit Freunden in den Spätsommerabend hineinzuleben!

 

Fotos: Tina Stafrén

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